Falls du dich ein bisschen über die Meditation schlau gemacht hast, bist du bestimmt schon über die Aussage gestolpert, dass du am Morgen meditieren solltest. Dann sei der Geist noch ruhig und frisch und habe noch keine wirren Gedanken produziert.
Wenn du zu den Menschen wie ich gehörst, die am Morgen nicht gleich wie eine Gazelle aus dem Bett springen, scheint der Gedanke dann nicht sonderlich verlockend, zusätzliche 15 Minuten vorher aus dem Bett zu steigen um zu meditieren. Für Menschen wie mich braucht es dann schon gute Argumente, warum du morgens extra früher aufstehen solltest, um zu meditieren… Und hier kommen sie:
Morgenmeditation, Vorteil Nr. 1: Deine Intention am Morgen beeinflusst den Rest des Tages.
Wenn du am Morgen schon gestresst aufstehst, fühlst du dich den ganzen Tag über gehetzt. Du bist schon ganz in dem Gefühl der Hetze und des Stresses gefangen und es braucht einiges an Energie und Willenskraft, den Schritt zurück zu machen und dich von diesem Gefühl zu distanzieren. Wir identifizieren uns oft so stark mit dem Gefühl, dass wir es SIND statt es zu HABEN.
Nimmst du dir am Morgen hingegen Zeit um in dich hineinzuhören, in die präsente Stille einzutauchen und dabei die Intention zu setzen, dass diese Innere Stille den ganzen Tag dich begleiten kann: Dann schwingt diese Innere Ruhe den ganzen Tag mit. Und du kannst dir während des Tages öfters bewusst machen, dass du das Gefühl HAST (und nicht bist) – und es wieder weggeht.
Das tönt schon mal ganz gut, nicht wahr? Aber vielleicht hat es dich noch nicht ganz überzeugt. Denn es gibt einige Hindernisse die gegen eine Meditation am Morgen sprechen.
Morgenmeditation, Hindernis Nr. 1: Schlaf wird gekürzt.
Es fallen 15 Minuten Schlaf weg. Aber: Ist dem tatsächlich so? Oder könntest du am Abend vorher nicht 15 Minuten eher ins Bett gehen?
Ich weiss, ich weiss: Nun kommen 1000 Gründe, warum du natürlich erst um die Zeit ins Bett gehst, zu der du ins Bett gehst (kenne ich alle selber auch). Du musst noch x erledigen, y noch tun, willst z noch machen… Frag dich dabei ehrlich:
Welche dieser Dinge ist wirklich notwendig?
Und was ist nur Ablenkung?
Könntest du diese Ablenkung rausstreichen und dafür entweder eine Abendmeditation einführen oder früher ins Bett gehen?
Welche dieser Dinge entspannt dich effektiv und effizient?
Und welche Tätigkeiten führst du zwar aus, aber lassen Stress in deinem Körper zurück?
Musst du wirklich noch die E-Mails checken – oder tust du das nicht sowieso wieder am Morgen?
Ich bin sicher: Wenn du 1 Tätigkeit rausnehmen könntest, hättest du die 15 Minuten für die Meditation am Morgen „kompensiert“ indem du früher ins Bett gehst.
Du musst das nicht tun, versteh mich nicht falsch. Du kannst das tun, falls du das Bedürfnis nach mehr Entspannung, Ruhe und Achtsamkeit in deinem Leben hast.
Dein Bedürfnis steuert deine Handlungen…
Morgenmeditation Hindernis Nr. 2: Ich bin nicht ungestört/habe keinen Platz.
Vor allem wenn du Kinder hast, wird das schwierig, einen geeigneten Platz und ein passendes Zeitfenster zu haben, um zu meditieren. Das verstehe ich. Falls deine Kinder aber nicht mehr in deinem Bett schlafen, hast du doch einen Ort, an dem du meditieren kannst: Dein Bett. Du brauchst dabei nicht herumturnen oder Laute zu machen. Meditation ist nur Achtsamkeit auf den Moment, Fokus nach Innen. Das kannst du auch im Liegen machen, morgens im Bett. Liege, atme, nimm dich wahr, setze eine Intention für den Tag, geniesse die 5 Minuten am Morgen ganz für dich.
Morgenmeditation Hindernis Nr. 3: Meine Gedanken rasen bereits am Morgen.
Falls deine Gedanken bereits am Morgen auf Hochtouren laufen und du dich deswegen nicht in Ruhe hinsetzen kannst, gibt es folgendes herauszufinden:
- Gibt es einen anderen Moment, in dem deine Gedanken (auch nur ein bisschen!) ruhiger werden? Ist das bei der Fahrt ins Geschäft? Ist das am Mittag? Ist das abends?
Wenn es einen Moment gibt an dem die Gedanken ruhiger sind: Verschiebe die Meditation wenn möglich auf diesen Moment. Auch hier gilt: es reicht, den Fokus nach innen zu lenken. Das ist Meditation. Du brauchst keine Räucherstäbchen anzuzünden oder Musik zu hören. Konzentriere dich – auf deinen Atem, auf dich, auf die Stille in dir.
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Wie viel Raum gibst du diesem Glaubenssatz „Ich bin total gestresst und kann nichts gegen meine rasenden Gedanken machen“?
Wenn es keinen anderen Moment gibt an dem deine Gedanken ruhiger sind: Dann brauchst du den absoluten Willen, deinen Gedanken Herr/in zu werden. Und sei das nur für 5 Minuten. Du brauchst dafür nicht an NICHTS zu denken. Sondern einfach den Willen und die innere Bestimmtheit und Bereitschaft, dich 5 Minuten auf DICH zu konzentrieren. Auf DICH zu hören. Und die Gedanken dabei an dir vorbeiziehen zu lassen wie Wolken. Versuche dies am Morgen mit einer Morgenmeditation zu tun. Denn am Morgen produzieren wir tatsächlich weniger Gedanken.
Meine persönliche Morgenmeditations-Praxis
Ich persönlich meditiere mehrmals pro Tag. Weil ich diese Ruhe liebe, die ich in mir entdecke.
Morgenmeditation Nr. 1:
Am Morgen gleich nach dem Aufwachen bleibe ich liegen und meditiere im Bett.
- Ich beobachte meine Gedanken. So als würde ich Wolken am Himmel beobachten.
- Ich nehme meinen Körper wahr: Zieht’s irgendwo? Wie fühlt er sich an?
- Ich nehme meine Umgebung wahr: Welche Geräusche begleiten mich in den Tag? Welche Lichtverhältnisse herrschen vor? Wie fühlt sich mein Bett an?
Das könnte man auch eine Achtsamkeitsübung am Morgen nennen. Tönt gar nicht so kompliziert, nicht wahr?
Morgenmeditation Nr. 2:
Mit Musik auf den Ohren ging es früher noch im Tram ins Büro. Dort meditierte ich zum zweiten Mal am Morgen. Richtete meinen Fokus nach Innen, liess mich von der Meditationsmusik in die Entspannung führen. Und kam ganz entspannt im Büro an.
Morgenmeditation Nr. 3:
Heute fahre ich nicht mehr ins Büro weil ich selbständig bin. Ich trinke meinen Kaffee, arbeite ein paar Sachen ab, beantworte ein paar E-Mails. Am Vormittag setze ich mich dann hin und meditiere. Richte den Fokus nach innen. Beobachte, was sich in mir zeigt. Meist kommt dann eine Lösung/kreative Idee – welche ich dann nach der Meditation umsetze.
Morgenmeditation, Vorteil Nr. 2: Achtsamer und entspannter durch den Tag.
Ich war/bin dank diesen beiden Meditationen am Morgen viel achtsamer und entspannter. Das heisst nicht, dass ich nicht auch gereizt, traurig etc. sein kann. Aber es braucht länger bis es soweit kommt. Und es braucht mehr, damit ich so tief in dieses Gefühl eintauchen kann. Das Basis-Gefühl ist jenes der Entspannung.
Morgenmeditation, Vorteil Nr. 3: Kreative Ideen am selben Tag noch umsetzen können.
In der Meditation kommen mir oft Ideen für ein neues Produkt, neue Lösungen etc. Da der Tag erst beginnt, kann ich nach der Meditation gleich mit der Umsetzung der Idee beginnen. Bei der Abendmeditation müsste ich die Idee erst aufschreiben und dann am nächsten Tag damit beginnen… Und das ist je nach Idee halt schwierig. Ich bin dann zu begeistert/aufgekratzt – und arbeite dann halt bis in die Nacht. Darum: Meditation am Morgen führt zu kreativer Idee, führt zu kreativem Umsetzungs-Tag. Und das fühlt sich echt gut an.
Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen... und unser Gehirn braucht Training.
Das alles erreichst du natürlich nicht mit einer Morgenmeditation. Es heisst ja auch Meditations-Praxis, das bedeutet regelmässiges üben. Das Üben ist kein Müssen, sondern ein Training. So wie unsere Muskeln trainiert werden können, kann auch das Gehirn trainiert werden. Das Gehirn ist ein unglaublich starkes Instrument – wofür willst du es einsetzen? Willst du es einsetzen um dich zu stressen und Sorgen zu machen? Oder willst du diese Kraft des Hirns nicht lieber dafür einsetzen, das Leben zu manifestieren, das du möchtest?
Wenn dem so ist: Dann bleib hartnäckig beim Training. Es wird belohnt werden.
Es gibt so viele Meditationen, die du am Morgen durchführen kannst:
- geführte gute-Morgen-Meditation
- Atemmeditation
- Intention setzen
- Mantras rezitieren
- Affirmationen wiederholen
- Beobachten/Achtsamkeit
Letztlich ist es dein Bedürfnis, das die Wahl der Meditation fällt.
Starte gestärkt in den Tag mit diesen Morgen-Meditationen:
Literaturtipp: Guten Morgen Meditation, starte entspannt in den Tag